Ich erinnere mich noch sehr genau: Ich war Mitte 30, saß im Flugzeug auf dem Weg zum Kennenlerntermin mit meinem neuen Team. Vor mir lag meine allererste Führungsposition – 100 IngenieureInnen, zum großen Teil sehr gestandene ExpertenInnen, die so manchen Chef kommen und gehen sehen hatten.

Und da stand ich nun vor ihnen, ein wenig unvorbereitet, nervös und durch die warmen Ankündigungsworte durch meinen damaligen Chef dann gleich ins kalte Wasser geworfen:

“Wir freuen uns, dass Du da bist, Michael! Und nun bin ich und sind wir alle gespannt, was Du zu sagen hast…” (so oder ähnlich muss es gelaufen sein :-)).

Zum Glück hatte ich auf dem Flug zu diesem Termin einen Geistesblitz: Ich stelle mich nur ganz kurz vor und stelle dann einfach 2 Fragen und lasse die erwartungsvollen Teammitglieder die Antworten auf jeweils eine Moderationskarte schreiben (ja, damals durfte man sich noch physisch mit 100 Leuten in einem Raum treffen und hat auf analogen Moderationskarten geschrieben!):

  1. Frage: Welche Hoffnung knüpfst Du daran, dass ich heute hier stehe und ab morgen der neue Chef bin?
  2. Frage: Welche Sorge oder Befürchtung beschleicht Dich, dass ich heute hier stehe und ab morgen der neue Chef bin?

Die Antwort auf die erste Frage auf die Vorderseite geschrieben, die Antwort auf die 2. Frage auf die Rückseite der Moderationskarten geschrieben hat mir bei fast 100 abgegebenen Rückmeldungen eine spannende Lektüre auf dem Rückflug verschafft und einen ersten Eindruck vermittelt, was die Menschen in meinem neuen Team bewegt.

Sehr viel später habe ich dann die persönliche Rückmeldung erhalten, dass ich durch diesen Auftritt einen (positiv) überraschenden ersten Eindruck hinterlassen hatte. Das war gleichsam meine erste und wichtigste Führungslektion, die ich dadurch gelernt hatte:

Gute Führungskräfte zeigen ein echtes Interesse an den Menschen!

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