Klar, wer kennt’s nicht? “Bei uns hat alles Top-Priorität!” oder “Neben A, B & C gibt’s bei uns auch noch die ‘Doppel-A-Prioritäten’!” – mit dem Unterton der Verzweiflung vorgetragene Aussagen, die ich immer wieder in meiner Beratertätigkeit aufschnappe.

Viele von uns, inklusive mir, haben die ruhige Zeit zum Jahreswechsel genutzt, um das vergangene Jahr zu reflektieren und Pläne für das neue zu schmieden: Was nehme ich mir vor? Welche Ziele und welche PrioritätEN sind fürs Neue Jahr wichtig?

Aber genau da fängt das Dilemma an: Wenn wir von PrioritätEN sprechen, verheddern wir uns – nicht nur sprachlich.

Das Wort ‘Priorität’ wurde um 1400 in die englische Sprache aufgenommen und war immer Einzahl – das eine Ding, das ganz oben steht. Der Plural kam erst um 1900 ins Spiel – umgangssprachlich! Als ob man die Realität austricksen und wir uns irgendwie jetzt mehrere „vorrangige“ Angelegenheiten zum Ziel setzen könnten.

Und tatsächlich: das Wort ‘Priorität’ gibt’s bis heute offiziell nur im Singular. Das hat mich auch überrascht! Bestätigung findet ihr im Duden.

Ziele für das neue Jahr zu setzen, halte ich weiterhin für wichtig, um im Alltag die Richtung zu halten. Noch entscheidender ist aber, zu überlegen: Was mach ich nicht mehr? Was streiche ich? Das zählt nicht nur für die persönliche Entwicklung, sondern auch für den beruflichen Alltag bis hin zur strategischen Neuausrichtung: Was wollen wir zukünftig nicht mehr tun?

In seinem Klassiker “Führen, Leisten, Leben” nennt Fredmund Malik diese Übung zum Jahresbeginn übrigens “systematische Müllabfuhr”. Apropos Müll: Neben der Quantität der Ziele ist dann noch die Qualität entscheidend – aber das ist ein anderes Thema.

Also: Bevor wir unsere Prioritätenliste wieder überladen, lasst uns auf das konzentrieren, was zählt und klein anfangen: Was ist die EINE Priorität für diese Woche?

In diesem Sinne: Ein gutes Neues Jahr!

 

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