In der Debatte um die Energie- und Mobilitätswende werden die Schützengräben wieder sichtbar: Ideologische Fronten, angeführt von politischen Akteuren, prägen die Diskussion. Elektromotor gegen Verbrenner, Schiene gegen Fliegen – Schwarz-Weiß-Denken scheint in der Politik an der Tagesordnung zu sein. Idealismus allein aber ist kein geeigneter Weg zur Lösung komplexer Probleme.

Vom Politischen ins Unternehmerische

Ideologische Debatten werden auch in der Wirtschaft geführt: Klassisches Projektmanagement wird verteufelt, der Wasserfall belächelt, Agilität wird als das neue Nonplusultra gesehen. Leadership gilt allein als Lösung für die Führung von Organisationen, Hierarchien werden als überholt betrachtet, und das altmodische Dashboard-Management wird abgelehnt. Gleichzeitig werden ältere Führungskräfte als überholt dargestellt u.s.w.

Diese Diskussionen werden oft in einer Bubble des Privilegs geführt, fernab von der Realität betrieblicher Abläufe. Auf mich wirkt es wie ein Hilfeschrei in einer Welt, die sich zunehmend komplex gestaltet und in der Extreme als Allheilmittel betrachtet werden. Während nebenbei noch schnell online etwas bestellt wird, existiert selten ein Bewusstsein, welche operativen Prozesse und welche hohe Kunst des Managements (inkl. Dashboards und Kennzahlen) etabliert wurden, damit die Lieferung den eigenen Anspruch des „same day delivery“ erfüllt. Außer acht gelassen werden häufig auch die Menschen, die in Produktionsstätten, GVZ oder der letzten Meile der Auslieferung arbeiten, damit die Privilegierten aus ihrem Büro/Homeoffice in der schicken Altbauwohnung heraus ihre ideologischen Ansichten über gute und schlechte Führung im Netz verbreiten können.

Ein Appell zur Pragmatik

Wie bei der Energie- und der Mobilitätswende plädiere ich für einen gesunden und pragmatischen Mix: Wer das Grundwissen des klassischen Projektmanagements nicht beherrscht, wird auch in agilen Projekten keine Erfolge liefern. Wer nicht unterscheiden kann, wann und wo klassisches #Projektmanagement zielführender ist und wann und wo agileres Vorgehen der bessere Weg ist, so oder so nicht. Wer nicht regelmäßig einen scharfen Blick auf die wenigen Kennzahlen seines betrieblichen Dashboards wirft, wird nicht die Gewinnmargen erzielen, die es braucht, um mit Vision und Inspiration in neue Ideen zu investieren, aus denen bestenfalls Innovation entstehen. Und nebenbei zeugt das pauschale Verurteilen älterer Führungskräfte von Respektlosigkeit. Anstatt uns in ideologischen Schützengräben zu verschanzen, sollten wir nach umsetzbaren Lösungen suchen. Anstatt “entweder oder” sollten wir “und” denken und die Vielfalt der Meinungen und Lösungsansätze schätzen.

Versteifen wir uns nicht auf Extreme, lasst uns vielmehr die Balance zwischen den Ansätzen finden. Letztendlich sind es der Mix aus Leadership und Management, Agilität und klassischem Projektmanagement, Kennzahlen und Visionen, die uns erfolgreich machen.

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