Seit mehr als anderthalb Jahren sind wir durch die Corona-Pandemie mehr oder weniger in die Online-Welt verdammt. Wir sehnen uns nach “echten menschlichen Begegnungen”. Im Moment sieht es eher danach aus, dass wir uns in unserer Arbeitswelt über den Winter eher mehr als weniger in die Online-Welt zurückziehen werden müssen. Die ersten großen Unternehmen in Deutschland haben bereits eine erneut “HomeOffice-Pflicht” ausgerufen.

Ob wir’s wollen oder nicht: Professionalität heißt auch, sich den Realitäten zu stellen. Ich habe drei schulpflichtige Kinder und kenne viele Eltern, die die mangelnde “digitale Kompetenz” in unseren Schulen beklagen. Doch wie ist es um die “Digitale Kompetenz vor der eigenen Haustür” bestellt, wenn es um Online-Meetings oder -Workshops geht?

Aus meiner Sicht gehört mehr dazu, als MS Teams oder Zoom in einer hoffentlich stabilen Internetverbindung stundenlang laufen zu lassen. Ich zähle vier Bereiche zu einer professionellen Online-Meeting- / -Workshop-Kompetenz:

1. Die Basis: Moderations-Kompetenz

DWas in der analogen Welt schon lange gilt, hat auch in der Online-Welt Bestand: Kein Meeting und schon lange kein Workshop sollte ohne einen professionellen Facilitator, der/die sein Handwerkszeug beherrscht, ablaufen. Darunter fallen nicht nur Moderationstechniken sondern vor allem auch ein gutes Gespür für soziale Interaktion und Stimmungen in der Zusammenarbeit.

2. Video-Konferenz-Kompetenz

Nach fast zwei Jahren dürfen wir von einem/r professionellen Online-Moderator/in erwarten, dass er/sie sicher mit den Standard-Videokonferenz-Tools wie MS Teams, Zoom WebEx und Co. umgehen kann, das Eröffnen und Schließen von Break-Out-Räumen beherrscht – und vor allem: dass er/sie nicht die ersten 15-30 Minuten des Meetings damit verbringt, eine stabile technische Infrastruktur herzustellen.

3. Ergänzende Online-Collaboration-Tool-Kompetenz

Was “früher” das Flipchart, die Metaplanwand, die Moderationskarten und die Sticky-Notes waren, sind in der Online-Welt digitale Kollaborationswerkzeuge wie MIRO, MURAL oder einfach das MS Teams Whiteboard. Professionelle Online-Moderatoren haben gelernt, diese technisch zu beherrschen und sie situationsgerecht einzusetzen.

4. Technische Infrastruktur-Kompetenz

Streng genommen keine “Kompetenz”, aber ohne eine ordentliche technische Infrastruktur verblassen die zuvor genannten drei Kompetenzen oftmals: Ich zumindest bin es leid, mir nach 1,5 Jahren immer noch aus der Laptop-Kameraperspektive die Nasenhaare des Gegenübers anzuschauen, geschweige denn die oftmals miserable Tonqualität anhören zu müssen. 

Also: So wie ein exzellenter Handwerker auch ordentliches Werkzeug benutzt, dürfen wir von einem/r exzellenten “Online-Moderations-Handwerker/in” auch erwarten, dass er/sie mit einer angemessenen technischen Infrastruktur arbeitet: Dazu gehören mal mindestens eine vernünftige Kamera, ein gutes Mikrofon und eine ordentliche Ausleuchtung. 

Wer mehr darüber wissen und es richtig gut machen möchte, dem empfehle ich den Videokanal auf YouTube von Adrian Metzger.

Fazit

Die oben genannten vier “Digitalen Workshop-Kompetenzen” können wir sicher nicht von allen Online-Meeting/Workshop-TeilnehmerInnen erwarten, aber – so wie in der analogen Welt auch – zumindest von einem/r professionellen “Online-Moderator/in”.

Wir dürfen hier mindestens genauso anspruchsvoll sein, wie bei der Beurteilung der “Digital-Kompetenz im Bildungssystem” unserer Kinder.

Guten Wochenstart also mit hoffentlich effizienten und effektiven Online-Begegnungen.

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